Was unterscheidet diese Nacht?

Irena Dousková

Aus dem Tschechischen übersetzt von Mirko Kraetsch

Vom Anfang unserer Zeitrechnung bis in die Siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts spannt sich der zeitliche Bogen der neun Geschichten. Nicht alle handeln von der Nacht, gemeinsam ist ihnen jedoch der dunkle Grundton, der hypnotische Spannungsaufbau, die überraschenden Wendungen und scharfen Pointen.

„Was unterscheidet diese Nacht?“

„Nichts. Sie ist genauso hoffnungslos und grausam wie alle vorausgegangenen und höchstwahrscheinlich auch wie alle zukünftigen.“ (aus: „Der Evangelist“)

Allzu menschliche Schwächen, Vorurteile, Dummheit, mangelnde Empathie und scheiternde Verständigung scheinen quer durch alle Epochen fast zwangsläufig ins Verderben zu führen. Die Autorin verlangt ihren Leser:innen einiges ab. Wann ereignet sich die Geschichte? Wo überhaupt? Gibt es nicht doch noch einen Schimmer Hoffnung? Wenn, dann findet sich die Hoffnung dort, wo niemand damit rechnet.

„JÜDIN!!! Dreimal unterstrichen.
Und daneben: FAK YU!“
(aus: „Der Rowdy“)

Irena Douskovás dunkle Erzählungen sind zugleich tief berührend und schwer erträglich, von zeitloser Gültigkeit und angesichts der Konflikte und des Krieges in Europa hochaktuell.

Leseprobe: Was unterscheidet diese Nacht?
Erzählungen (Der Evangelist)


Hardcover mit Fadenheftung, 136 Seiten, 13,5 x 19,5 cm,
Aus dem Tschechischen von Mirko Kraetsch

BALAENA Verlag Landsberg am Lech 2022
ISBN 978-3-9819984-6-7

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Stimmen zum Buch

  1. Heike Birke

    Ein zerhackter Papagei
    „… werden nun kurze Texte ausgebreitet, die scheinbar zusammenhanglos nebeneinander stehen. Aber die Überschriften lassen innige Bezüge vermuten, die den Handlungszeiten und –orten nach zunächst nur zu erahnen sind. In „Der Evangelist“ treffen in grauer Vorzeit ein alter Mann und sein jüngerer Bewunderer aufeinander. Der Junge Ezechiel offenbart dem Einsiedler, dass er die Geschichte Jesu neu zu schreiben gedenke, obwohl schon der Alte als Augenzeuge die Fakten von Maria und Joseph gekannt hatte, seine Darstellung jedoch bereits damals fantastisch ausgeschmückt und derart veröffentlicht hatte. Die Autorin bekennt mit dieser historischen Dimension ihre eigene Poetologie, die in einem naiven Dialog versteckt ist …
    … Alle Texte haben eine novellistische Struktur, zeichnen unerhörte Begebenheiten ab und kommen in einer geschliffenen Sprachgestalt über dramatische Dialoge zu pointierten Schlüssen. Ihre scheinbare Zeitlosigkeit lässt Bezüge zur Gegenwart zu, die Aktualität einschließt. Das betrifft den toleranten Umgang mit den Weltreligionen, das Verhältnis zu militanten Auseinandersetzungen zwischen Völkern und auch Individuen, sowie den Disput um die Auffassung, ‚Lesen sei unnütz‘.“
    Reiner Neubert in Ostragehege Nr. 109

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