Die weißen Elefanten

Irena Dousková
Illustriert von Lucie Lomová

Aus dem Tschechischen übersetzt und mit einem Vorwort versehen von Mirko Kraetsch

Eine Gemeinde in Westböhmen in den 1970er Jahren. Es ist Ende August, die flirrende Sommerhitze über dem heißen Asphalt ist förmlich zu spüren. Ein unsichtbares Netz von Beziehungen aus Liebe und Abneigung, Mitgefühl und Verachtung, Bewunderung und Angst.

Innerhalb einer Woche erfüllt sich der bekannte Abzählreim – Glück, Unglück, Liebe, Ehe, Puppe, Wiege, Gräfin, Tod – der diesem literarischen Kammerspiel seine Struktur gibt.

Irena Douskovás raffiniert miteinander verwobenen Geschichten erhalten durch die kongenialen Illustrationen Lucie Lomovás eine zusätzliche künstlerische Dimension. Für die Arbeit zum vorliegenden Buch begaben sie sich gemeinsam auf eine Art Zeitreise in die Gegend von Beroun.

Leseprobe: Die weißen Elefanten

 


Hardcover mit Fadenheftung, 160 Seiten, 13,5 x 19 cm,
Mit 17 Illustrationen von Lucie Lomová

BALAENA Verlag Landsberg am Lech 2020
ISBN 978-3-9819984-3-6

22,00  inkl. 7 % MwSt. zzgl. Versandkosten In den Warenkorb

 

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Stimmen zum Buch

  1. Heike Birke

    „Douskovás Buch ist wichtig: es bietet die genaue Anamnese einer abscheulichen Zeit, jedoch ohne vordergründigen Zorn oder Hass, eher mit einem mitleidigen Lächeln.“
    Radím Kopáč in PRÁVO (zur tschechischen Originalausgabe)

  2. Heike Birke

    Heldin ist die Zeit
    „… Das Büchlein nennt sich – sicher absichtsvoll – gerade nicht Roman, vielleicht weil es keine eindeutig ausmachbaren Romanheldinnen hat. Am ehesten könnte man sagen: Heldin ist die Zeit, und das auf ziemlich sinnliche Art und Weise. ‚Es riecht nach Zeit‘, heißt es beispielsweise mehrfach. Aber was für eine Zeit ist das? Zum einen die Jahreszeit Sommer, ein flirrend heißer August. Zum anderen aber auch das Jahr 1975, also sieben Jahre nach der Niederschlagung des Prager Frühlings. „Normalisierung“ nannten die Kommunisten auf perfide Art und Weise diese Periode, in Wahrheit war sie eine der politischen Säuberungen, der stärker angezogenen Zensurschrauben und der permanenten geheimpolizeilichen Überwachung …

    … Fast ein genrehaftes ‚Dorfleben‘-Bild also, zu dem sehr stimmig auch die Illustrationen von Lucie Lomová passen, typische mittelböhmische Kolchosenlandschaften darstellend. Dahinter aber vibrieren hitzeflimmernd die sich andeutenden Anzeichen eines Zeiten-Umbruchs.“

    Bernhard Setzwein im magazin lichtung (02/2021)

  3. Heike Birke

    Das größte Schwein ist die Angst

    „Nicht die Leute eines kleinen Ortes in Mittelböhmen sind die Schweine, sondern ihre Ängste. So lautet das Fazit der Schriftstellerin Irena Dousková (1964 geb.) im neuen Buch „Die weißen Elefanten“ (2020). Es ist der Roman über das Leben einer Gemeinde Mitte der 1970er Jahre in der ČSSR. Eine Woche in der Gluthitze des Sommers wird in den Ablauf des Erzählreimes „Glück, Unglück, Liebe, Ehe, Puppe, Wiege, Gräfin, Tod“ verbracht, und so entsteht ein facettenreiches Bild einer überschaubaren Landschaft und der dort siedelnden Menschen in der sozialistischen Ära. Die sog. „Normalisierung“, die nach dem zerschlagenen „Prager Frühling“ über das Land kam, erscheint hier eher als unnormal…
    …Das Mädchen Kamila besucht während der Ferien meist Frau Lopatková, die vormalige Lehrerin des Ortes. Ihre Enkelin Kamila wird hier von einer gleichaltrigen Mädchengang ständig verspottet und gemobbt, aber ihre Oma erzählt ihr abends fantastische Geschichten, wozu auch jene von den „Weißen Elefanten“ gehört, die das Aussehen und die Gestalt einer nahe gelegenen Felsengruppe mysteriös erklären.
    Zwei Kirchen existieren im Ort, die eine ist alt und muffig, beherbergt aber viele Malereien und Skulpturen, die andere ist modern, und der junge Pfarrer überlegt gar, ob er ein Bild des „geliebten“ Staatsführers Husák im Innenraum zur Ansicht bringt…
    …Der Text ist locker erzählt. Kontrastreiche und naive Dialoge, besonders zwischen den Kindern, würzen den Ablauf. Die Figurendarstellung ist differenziert und ausgewogen, hinter jedem Detail und jeder Szene verstecken sich vorsichtige Wertungen der Autorin: Der Pfarrer in der alten Kirche raucht, aber er würde Husáks Konterfei sicherlich niemals im Gotteshaus ausstellen. Untermalt wird die Handlung von filigranartigen und zarten Illustrationen von Lucie Lomová. Mit dem bräunlich-grauen Ton bedecken sie die bizarren Konflikte, die in der Dorfgemeinschaft schwelen, aber sie vermitteln gleichsam stille Erhabenheit.“
    Reiner Neubert in OSTRAGEHEGE (Nr. 99) Zeitschrift für Literatur und Kunst

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