Ohne Titel. Aquarell auf Karton. Unsigniert.

ein Roman von Dieter Lohr

Das Werk erzählt auf mehreren Ebenen das Leben des Künstlers und Schriftstellers Alfred Seidl, die Geschichte der Regensburger Heil- und Pflegeanstalt Karthaus-Prüll und das immer lautere Blöken nach der Vernichtung „unwerten Lebens“ in den Zeiten der aufziehenden Nazi-Diktatur. Fast ein Menschenleben später geht es um einen skrupellosen Deal zwischen einer Kunstagentin und einem schwerreichen Investor, und nicht zuletzt geht es um einen Schriftsteller, der ein Buch darüber schreibt.

Der Roman besteht zum Teil aus Zitaten und Textpassagen von Künstlern, Ärzten, Theologen, Politikern und Schriftstellern, aus teils fiktiven, teils realen Briefen und Tagebucheinträgen. Auch Alfreds innere Stimme − „Vincent“ − lenkt das Geschehen. Richtig sicher kann man sich nie sein, was real, was erfunden ist. So, wie man auch bei einem Kunstwerk nur dann genau weiß, ob es echt ist oder nicht, wenn man es selbst geschaffen hat. Oder eigenhändig gefälscht.

Leseprobe: Ohne Titel. Aquarell auf Karton. Unsigniert.

Alfred Seidl (1892 – 1953), ohne Titel, um 1922, Aquarell auf Papier, 9 x 19,3 cm
© Sammlung Prinzhorn, Universitätsklinik Heidelberg (Inventarnummer 4502)

Kurzfilm zum Buch: Ohne Titel. Aquarell auf Karton. Unsigniert.


Hardcover mit Fadenheftung, 372 Seiten incl. eines umfassenden Personenverzeichnisses, 12,8 x 21 cm,
Titelbild von Alfred Seidl (um 1922)

BALAENA Verlag Landsberg am Lech 2020
ISBN 978-3-9819984-2-9

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Stimmen zum Buch

  1. Heike Birke

    Einer Nazi-Schriftsteller – einer Dada-Künstler
    … Dass Alfred Seidls Leben jetzt aufgeschlüsselt und damit auch eine neue Facette zu Bruder Florian sichtbar wird, ist Dieter Lohr zu danken. Der Chef des Regensburger Lohrbär-Verlags, preisgekrönter Schriftsteller, Hörspiel-Autor und Dozent, hat sich auf Spurensuche begeben, tief in die Quellenlage gekniet und die Geschichte von Alfred Seidl und der Heil- und Pflegeanstalt Karthaus-Prüll ausgeleuchtet. Sein Roman zitiert fiktive und authentische Tagebucheinträge und Briefe von Künstlern, Ärzten, Theologen, Politikern und Schriftstellern. Virtuos verwebt er Biografie und NS-Zeitgeschichte mit einem Krimi, der in eine zwielichtige Welt von Kunst und Cash führt: Ein Geschäftsmann, der in Kunst investieren will, sucht sich eine Agentin, hypt mit ihr das Werk von Alfred Seidl, weil dessen Biografie so wunderbar marktgängig scheint, und driftet über dem Hochjazzen des Käuferinteresses in verbotene Geschäfte ab. Ende offen…
    Marianne Sperb, Mittelbayerische Zeitung vom 16.06.2020

  2. Heike Birke

    Die Werke der Künstler, die in der Hitlerzeit aufgrund geistiger Behinderungen in psychiatrische Anstalten verbracht, oft zwangssterilisiert und umgebracht wurden, wurden von den Nazis einerseits als „entartet“ denunziert, Ohne Titel. Aquarell auf Karton. Unsigniert. andererseits aber geschätzt und gesammelt. Ein solches Schicksal erzählt Florian Henckel von Donnersmarcks Film „Werk ohne Autor“, und auch Dieter Lohr hat sich dieses Themas angenommen. Er gibt dem Werk einen Autor zurück. Auf dem Titelcoverbild sieht man ein Aquarell, „ohne Titel“, unsigniert. Es stammt von Alfred Seidl, der im April 1921 in psychiatrische Behandlung überwiesen wurde. Dieter Lohr bettet das Schicksal des Künstlers in die Epoche ein, stellt Seidl in den Kontext von Expressionismus und Surrealismus, erzählt aber aus der Perspektive einer Gegenwart, aus der das verkannte, vergessene, zeitweise verschollene Werk ein merkwürdiges Profil bekommt. Ein Unternehmer betraut eine Kunstvermittlungsagentur, ein Seidl-Bild für seine Firma zu erwerben. Doch woher weiß man, dass das Bild echt ist und keine Fälschung, wenn es von dem Künstler keinen Farbauftrag, keine Signatur, keine Selbstaussagen gibt? Hinzu kommen Zeitzeugnisse von Euthanasieärzten, vom Bruder Florian Seidl, von kirchlichem Widerstand. Schließlich lässt der Autor es sich nicht nehmen, selbst in Erscheinung zu treten. Das ist vielleicht des Guten zuviel. Gleichwohl, eine eindringliche Erzählung.
    Michael Braun, medienprofile Borromäusverein im Juni 2020

  3. Heike Birke

    Ein Buch, um das man nicht herumkommt
    Ein Roman, der zu einem guten Teil aus Zitaten besteht, die oft über hundert Jahre alt sind? Ein Roman, an dessen Ende nicht nur all die Zitate mit Quellenangaben belegt werden, sondern auch ein kommentiertes Verzeichnis der historischen Personen steht, das 55 Seiten lang ist? Ob das funktioniert, ob das gutgeht? … Als dann der „Held“ des Romans erstmals zu Wort kommt, mit dem Brief an seinen Bruder, ist er längst umzingelt von den maßgebenden Texten seiner Zeit, in denen sich der Massenmord bereits ankündigt. Der „Held“ heißt Alfred Seidl, er war Schriftsteller und Künstler und hatte verdammtes Glück, dass er die Nazizeit überlebte, weil er als Insasse der Heil- und Pflegeanstalt Karthaus in Regensburg jederzeit deportiert und ermordet hätte werden könnnen – … Alfred Seidl indes, der einzige Dadaist der Stadt, von der Geschichtsschreibung „naturgemäß“ komplett ignoriert, bekommt erst jetzt, durch Dieter Lohrs dokumentarisch-experimentellen Roman, wieder Namen und Profil…
    Florian Sendtner, magazin lichtung 2020/3

  4. Heike Birke

    „… unglaublich gut gebaut, überraschend, vielschichtig, und gottlob trotz aller düsternis mit einer schönen, fatalistischen heiterkeit ausgeleuchtet. sehr gut gelöst auch der anhang, hut ab, sowas ist schwierig.“
    Eva Demski

  5. Heike Birke

    Der Schriftsteller Dieter Lohr legt ein beeindruckendes biographisches Werk über den Künstler und Schriftsteller Alfred Seidl vor. Mag die collagenartige Technik anfangs auch gewöhnungsbedürftig sein, so stellt sich während der Lektüre geradezu ein Lesehunger nach dem Fortgang der spannenden Geschichte ein. Besonders reizvoll ist die ständige Verbindung zwischen fiktiven und authentischen Schriftstücken, durch welche die Erzählung mehrstimmig und doppelbödig gerät: Die Biographie des Dadaisten Seidl gibt einerseits Sichtachsen auf die psychiatrischen Anstalten des Nationalsozialismus frei, deren Aufarbeitung noch immer nicht vollständig geleistet wurde. Andererseits steht der Kunstmarkt deutlich im Fokus der Erzählung. Auch hier vermischt Lohr Fiktion mit Wirklichkeit, wobei nicht jedes Geflecht aus Dichtung und Wahrheit vom Autor enträtselt wird.
    Ein Namensregister mit ausführlichen Erläuterungen sowie Anmerkungen zu einigen Quellenangaben schließen den Band ab.
    In der Schule werden Textpassagen für den Kunstunterricht gut geeignet sein, manche Briefe aber auch als Quellenmaterial für den Geschichtsunterricht dienen können.
    Lesenswert!
    Johannes Gross auf lehrerbibliothek.de

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