Marek Toman / Jan Blažek
aus dem Tschechischen von Raija Hauck
Was war das für ein Gefühl, nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in der Tschechoslowakei ein Mädchen oder ein Junge deutscher Nationalität zu sein? Konnten sie zur Schule gehen, hatten sie etwas zu essen, hatten sie Spielsachen? Hatten sie etwas zu befürchten? Was konnten sie mitnehmen, als sie aus der Heimat vertrieben wurden, und was mussten sie zurücklassen? Was erwartete sie in den Sammel- und Arbeitslagern, in den Viehwaggons und schließlich im zerbombten Deutschland? Wann und unter welchen Bedingungen konnten sie die Orte ihrer Kindheit zum ersten Mal wiedersehen und wo fühlen sie sich heute zu Hause?
Das vorliegende Werk hat eine interessante Entstehungsgeschichte: Der Prager Dokumentarist Jan Blažek führte Interviews mit deutschen Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, die als Kinder die Vertreibung aus der Tschechoslowakei erleben mussten.
Der Schriftsteller Marek Toman bearbeitete diese Erinnerungen literarisch und schuf damit das Szenario für die bildhafte Umsetzung in eine Graphic Novel.
Fünf junge tschechische Zeichner:innen verliehen den jeweiligen Geschichten einen individuellen künstlerischen Charakter.
Die tschechische Originalausgabe „Odsunuté děti“ (Post Bellum 2021) wurde mit dem tschechischen Kinderbuchpreis Zlatá stuha und dem Comicpreis Muriel (für Stanislav Setinský) ausgezeichnet.
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Softcover mit Klappenbroschur, 136 Seiten, 21 x 29,7 cm,
durchgehend farbig bebildert, historische Einordnung,
aus dem Tschechischen von Raija Hauck
BALAENA Verlag Landsberg am Lech 2023
ISBN 978-3-9819984-8-1
24,00 € inkl. 7 % MwSt. zzgl. Versandkosten In den Warenkorb
Heike Birke
…“Für die Konzeption des Buches haben sich Marek Toman und Jan Blažek wunderbar ergänzt. Ersterer hat selbst historische Romane und Kinderbücher geschrieben und die Szenarien der fünf Geschichten gestaltet. Letzterer hat für die Sammlung Memory of Nations viele Interviews geführt, fünf ausgewählt und die Begleittexte verfasst.
(…)
Dieses Buch vereint mehrere Schichten und ist deshalb ein wertvolles Kunstwerk, um die Erinnerungen der Zeitzeug:innen zu dokumentieren und für die Gegenwart aufzubereiten. Erst bei der Lektüre offenbaren sich die einzelnen ineinander übergehenden Lagen: Die tschechischen Dokumentarfilmer, die vertriebene Deutsche interviewen und ihr Interesse bekunden, die jungen Illustrator:innen, die nach einer Darstellung suchen, um Erinnerungen von weit über 80jährigen Zeitzeug:innen adäquat wiederzugeben und zugleich junges Publikum anzusprechen, individuell erlebte Geschichten als Ausdruck von Aussiedlung, Flucht und Vertreibung aus diesen Gebieten insgesamt zu präsentieren und dabei den Kontext im Auge zu behalten, dass über das Geschehene lange Zeit überhaupt nicht viel gesprochen wurde.“…
Irmgard Schroll-Decker in Die Besprechung (Ausg. 2/2023)