Europa ein Thonet-Stuhl, Amerika ein rechter Winkel

ein poetischer Roadtrip durch die Neue Welt | Sylva Fischerová

Warum ist Europa wie ein Kaffeehausstuhl? Und wie ist Amerika? Der originelle, vielleicht auch etwas seltsam anmutende Titel führt uns mitten in die aktuellen Fragen unserer Zeit. Sind die Europäer wirklich „in sich gedreht“, immer zu sich selbst zurückkehrend wie das berühmte Bugholzmöbel während sich in Amerika alles im rechten Winkel zu öffnen scheint und in geraden Linien der Unbegrenztheit zustrebt? EASY QUESTIONS, EASY ANSWERS? Nein, so einfach ist es nicht!

Die Dichterin Sylva Fischerová reflektiert in diesem Buch ihre Erlebnisse und Gedanken während einer Lesereise durch die Vereinigten Staaten im Jahr 2010. Sie nimmt uns mit auf einen kurzweiligen und tiefgründigen Trip durch innere und äußere Welten, vom Czech Village in Iowa bis in die Wolkenkratzerschluchten New Yorks. YOU ENTERED THE NEW WORLD NAKED.

Wir begegnen unter anderem den amerikanischen Pilgervätern, einem schreibenden Vietnam-Veteranen, dem Philosophen David Hume, einem puertorikanischen Cop, Tiepolo und Marina Abramović. Und denken nach über die Berechtigung des Schreibens und über das Leben und den Tod. THE END. But if it ends, the start is begun…

Leseprobe: Europa ein Thonet-Stuhl, Amerika ein rechter Winkel


Hardcover, 114 Seiten, 11,5 x 18,5 cm,
Coverillustrationen von Paul Katoe

BALAENA Verlag Landsberg am Lech 2018,
ISBN 978-3-9819984-0-5

20,00  inkl. 7 % MwSt. zzgl. Versandkosten In den Warenkorb

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Stimmen zum Buch

  1. Heike Birke

    Mit der Unterzeile „Ein poetischer Roadtrip durch die Neue Welt“ wird der sperrige Titel des vorliegenden Bändchens präzisiert. Und gleich in den ersten Sätzen präsentiert die 1963 in Prag geborene Schriftstellerin Sylva Fischerová vorwegnehmend ihr kulturelles Modell. Während Europa mit seinen Traditionen und Mentalitäten an die gewundenen Formen eines gedrechselten Thonet-Stuhles erinnert, herrscht in Amerika der technische Funktionalismus vor. Ohne Schnörkel und ohne Zierrat, was sich augenscheinlich bereits in der Architektur erkennen läßt. Es sind vor allem die Wolkenkratzer in ihren unterschiedlichen Ausprägungen und Größen, deren gewaltige Ausmaße Fischerovás Aufmerksamkeit erregen. Es scheint paradox, aber ausgerechnet im Schatten dieser riesigen Bauwerke, die alles überdecken und verstellen, werden Fischerovás innere Ausblicke zum Leben erweckt:
    „Im Raum zwischen ihnen liegt das Schweigen: die Frage des Turmes, die Frage nach Gott, nach der menschlichen Möglichkeit, emporzukommen und nach dem Preis, den man dafür zahlt“.

    Den ganzen Text von Volker Strebel auf Fixpoetry.com lesen.

  2. Heike Birke

    … Von Europa aus, das verglichen wird mit einem „Thonet-Stuhl, rund, eingedreht, in sich gekehrt, (s)eine zweifach gebogene Lehne“, begibt sich die Autorin auf einen Trip durch einige Staaten Amerikas, das als „rechter Winkel: Kante auf Kante, die Häuser hier sind quadratisch oder rechteckig, kleine, große, größere…bloß gerade Linien“ (S. 7) empfunden wird, aber aus der offenen Seite des rechten Winkels sprudelt es im Text nur so hervor, scheinbar unkontrolliert und spontan. Sylva Fischerová reflektiert dabei nicht nur die Gemütszustände der ihr begegneten Personen in Iowa und Kansas, in Philadelphia und New York, sondern auch ihre eigene Befindlichkeit ihnen gegenüber, wobei sie stets Bezüge zu ihren Heimatstädten Olmütz und Prag bemüht, um Vergleiche und Kontraste zu offenbaren zwischen der amerikanisch-eckigen und der europäisch-runden Lebensart, was durch einige lyrische Passagen zu untermauern versucht wird. …

    Reiner Neubert im Literaturmagazin OSTRAGEHEGE Nr. 91

  3. Heike Birke

    „… Ganz so einfach ist es natürlich nicht, die inneren und äußeren Welten ihrer amerikanischen Begegnungen mit tschechischen Landsleuten und Künstlern aus aller Welt verraten die subtile philosophische Beobachtungsgabe der Autorin. Und lässt die eigene Position aus einem neuen Blickwinkel betrachten…“
    Gerhild Heyder in Die Tagespost vom 21. März 2019

  4. Heike Birke

    Kreuz oder quer

    Ein poetischer USA-Roadtrip der Tschechin Sylva Fischerová

    … Eigene Gedichte hat Fischerová auch in ihr ungewöhnliches Reisebuch eingearbeitet, genauso wie Zitate, philosophische und essayistische Passagen: über das Leben, Schreiben, die amerikanischen Widersprüche. Dazu gehört, dass die Pilger nicht etwa „nackt“ in die Neue Welt kamen, sondern alles mitgebracht haben: „Europa, Oxford und Berlin und Dublin, aber selbst ganz Europa ist nicht in der Lage es aufzufüllen. Und der restliche Raum ist (…) voll von Indianernamen und Leichen.“
    Jürgen Moises in der Süddeutschen Zeitung vom 28. Januar 2020

  5. Heike Birke

    „…Europa ähnelt aber nur scheinbar in jeder Hinsicht dem künstlerisch gebogenen, eleganten Thonetschen Kaffeehausstuhl. Und auch in Nordamerika ist nicht alles von der Geradlinigkeit eines rechten Winkels geprägt, auch wenn die riesigen ‚Wolkenritzer‘ der US-Metropolen dies anzudeuten scheinen. Schließlich fliegt der Leser mit der Erzählerin zurück zum Prager Flughafen, ‚in das kreisförmige Alltagsleben‘, hat aber viel erfahren und erlebt.“
    Susanne Habel in der Sudetendeutschen Zeitung vom 03.04.2020

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